You are currently viewing B2B versus B2C im E-Commerce

B2B versus B2C im E-Commerce

B2B versus B2C im E-Commerce von Jörg Staudacher.

Der Vergleich zwischen B2B- und B2C-E-Commerce an der Schnittstelle von Technologie
und Handel ist ein komplexes Thema. Fragen wie: Welches Geschäftsmodell ist lukrativer?
Kann ein Unternehmen beide Märkte bedienen? Was ist mit Kundenbindung und
Kundenwert über die Lebensdauer? Sind Kanäle und Kaufentscheidungen grundsätzlich
unterschiedlich? Mit Fragen im Hinterkopf, die die Unterschiede zwischen B2B- und B2C-E-
Commerce bei Wettbewerben aufdecken, können die tatsächlichen Ähnlichkeiten zwischen
ihnen ermittelt werden.

Quellen dieses Beitrags: Homburg, C. (2020). Marketingmanagement. Wiesbaden: Springer Gabler.

  • B2B-E-Commerce beinhaltet Transaktionen zwischen Unternehmen, während B2C-E-
    Commerce zwischen einem Unternehmen und einem Verbraucher stattfindet. B2B-
    Transaktionen neigen dazu, wertvoller zu sein, erfordern jedoch fortgeschrittenen Vertrieb
    und Kundenservice. Hier sind 7 weitere wichtige Unterschiede zwischen B2B- und B2C-E-
    Commerce:
    • Breite des Publikums
    Der Hauptunterschied zwischen B2C und B2B liegt in der Größe ihrer Zielgruppen.
    B2C-Marken streben oft danach, eine breit definierte Gruppe von Menschen zu
    erreichen, während B2B-E-Commerce-Zielgruppen viel enger definiert sind. Man
    arbeitet mit Kundenaccounts und Key-Account-Manager, die im B2B die Kunden
    betreuen. Im B2C möchte man die Kunden locken mit Rabatte, Influencer-Marketing
    etc. Im B2B hingegen erreicht man seine Kunden durch umfassende technische
    Daten, Chat-Bots und weitere unterstützende Hilfsmittel.
    • Durchschnittliche (und verhandelbare) Preise
    B2B-Unternehmen verkaufen in der Regel teurere Produkte mit einem höheren
    durchschnittlichen Bestellwert im Vergleich zu B2C-Unternehmen. B2B-Preise sind
    oft verhandelbar und leben in der Regel von grösseren Margen, die durch
    Kundenwertmodellen mit Rabatt auf ihre Kunden zugehen. Im B2C hat man eher
    Rabattcoupons und Rabatt auf bestimmte Artikel übergreifend auf das Produkt,
    unabhängig vom Kunde.
  • Mehr Personen sind am Entscheidungsprozess beteiligt
    B2B-Kaufentscheidungen werden in der Regel von mehreren Entscheidungsträgern
    getroffen und dauern länger, während B2C-Käufe von einzelnen Verbrauchern
    getätigt werden. B2B-Kaufteams haben einen Einfluss auf den Erfolg des Verkaufs.
    • Druck, ROI zu erzielen
    Bei B2B-Käufen steht der Gewinn im Fokus, da Kunden die Produkte weiterverkaufen
    und daraus Profit erzielen müssen. Im B2C-Bereich spielen Emotionen eine grössere
    Rolle bei der Kaufentscheidung.
    • E-Commerce-Nachrichten
    Die Botschaften und Marketingmaterialien in B2B- und B2C-E-Commerce
    unterscheiden sich, da sie unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. Wie oben
    erwähnt, gibt es im B2B und B2C entscheidende Unterschiede im Bezug zur
    Marketingstrategie.
    • Kaufzyklus und Entscheidungsprozess
    Der Kaufzyklus im B2B-E-Commerce ist in der Regel länger und komplexer als im
    B2C-Bereich. B2B-Käufer benötigen oft mehrere Interaktionen und eine gründliche
    Überprüfung, bevor sie eine Kaufentscheidung treffen. Im B2C-Bereich kann der
    Kaufentscheidungsprozess spontaner und impulsiver sein.
  • Beziehungsaufbau und Kundenbindung
    Im B2B-E-Commerce ist der Aufbau und die Pflege von langfristigen
    Kundenbeziehungen von grosser Bedeutung. Unternehmen investieren Zeit und
    Ressourcen in die Kundenbindung, da wiederholte Geschäfte und langfristige
    Verträge im B2B-Bereich häufig vorkommen. Im B2C-Bereich kann die
    Kundenbindung ebenfalls wichtig sein, aber die Dynamik ist oft weniger stark auf
    langfristige Partnerschaften ausgerichtet, die Kundenbindung erfolgt unpersönlich,
    zum Beispiel über Newsletter per E-Mail.
    • Produktkomplexität
    B2B-Produkte sind oft technisch anspruchsvoller und komplexer als B2C-Produkte.
    B2B-Kunden haben oft spezifische Anforderungen und benötigen möglicherweise
    massgeschneiderte Lösungen oder technischen Support. Im B2C-Bereich können
    Produkte in der Regel standardisiert und massenproduziert sein.
    • Vertriebskanäle
    B2B- und B2C-E-Commerce nutzen oft unterschiedliche Vertriebskanäle. Im B2B-
    Bereich sind persönlicher Verkauf, direkte Vertriebsmitarbeiter und B2B-Marktplätze
    häufige Kanäle. Im B2C-Bereich spielen E-Commerce-Plattformen, soziale Medien
    und digitale Werbung eine grössere Rolle.
    • Kundenservice und Support
    Der Kundenservice im B2B-Bereich ist oft intensiver und erfordert einen schnellen
    und effektiven Support für komplexe Anfragen. Im B2C-Bereich kann der
    Kundenservice ebenfalls wichtig sein, aber die Anfragen sind oft weniger technisch
    und erfordern möglicherweise weniger spezialisierte Unterstützung.
    • Verhandlungen und Verträge
    Im B2B-E-Commerce sind Verhandlungen und Verträge üblicher. Preise, Konditionen
    und Lieferbedingungen können zwischen den Parteien ausgehandelt werden. Im
    B2C-Bereich sind Preise in der Regel festgelegt und Verträge sind weniger verbreitet.

Denkwerkstatt Sales Excellence

Die Denkwerkstatt Sales Excellence ist der führende Event zum Vertrieb in der Schweiz. Am 21.11.24 ab 14.00 stellen Top-Wissenschaftler und -Praxisreferenten aktuelle Entwicklungen im Vertrieb und Preismanagement vor. Dabei können mittels Masterclasses eigene Fragen eingebracht und das Netzwerk erweitert werden. Eine Teilnahme lohnt sich!
Event

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass B2B- und B2C-E-Commerce sowohl Unterschiede
als auch Gemeinsamkeiten aufweisen. Während beide Bereiche den elektronischen Handel
nutzen, unterscheiden sie sich in Bezug auf Zielgröße, Preisgestaltung,
Entscheidungsprozesse, Kundenbindung und -service, Produktkomplexität, Vertriebskanäle
und Verhandlungen. Unternehmen müssen diese Unterschiede berücksichtigen und ihre
Strategien entsprechend anpassen, um in beiden Märkten erfolgreich zu sein. Eine genaue
Kenntnis der jeweiligen Zielgruppen und deren spezifischen Anforderungen ist der Schlüssel
zum Erfolg im B2B- und B2C-E-Commerce.

Podcast SalesX & Innovation

SalesX und Innovation ist der Podcast zu den neusten Entwicklungen im Vertrieb und Innovationsmanagement. Jörg und Patrick stellen Modelle, Ansätze und Erfahrungen aus der Praxis vor und beleuchten aktuelle Fragestellungen aus der Vertriebs- und Innovationsperspektive. SalesX und Innovation ist der wöchentliche Gedankenaustausch zweier Menschen, die sich persönlich zugetan, aber nicht immer einer Meinung sind. Immer Freitags, überall wo es Podcasts gibt.
Podcast

B2B versus B2C E-Commerce im Bezug zur MR SWISS AG

Im Folgenden möchte ich Ihnen das Unternehmen MR SWISS AG vorstellen, einen
Baumaterialien-Händler mit einem umfangreichen Sortiment von über 11.000 Produkten.
Das Unternehmen bedient sowohl Privatkunden als auch Unternehmen und bietet dabei
verschiedene Dienstleistungen an. Es gibt einige bemerkenswerte Unterschiede zwischen
dem Geschäft mit Unternehmenskunden (B2B) und dem Geschäft mit Privatkunden (B2C),
die es zu berücksichtigen gilt.
Bei der MR SWISS AG gibt es eine klare Unterscheidung in den Zielgruppen. Die B2B-
Kunden umfassen im Unternehmen, jährlich etwa 2 Millionen Franken Umsatz, während die
B2C-Kunden insgesamt etwa 100.000 Franken Umsatz erzielen.

Diese Unterschiede in der Zielgruppe führen zu unterschiedlichen Bedürfnissen und
Erwartungen, aber auch zu unterschiedlichen Prioritäten intern für die Verkäufer der MRS.
Ein weiterer Aspekt, der hervorgehoben werden sollte, sind die Konditionen. B2B-Kunden
erhalten individuelle Konditionen, die in ihren persönlichen Accounts hinterlegt sind.
Aufgrund des höheren Umsatzes und der längerfristigen Geschäftsbeziehungen können
diese Konditionen für die Unternehmen vorteilhafter sein. Im Gegensatz dazu erhalten B2C-
Kunden einheitliche Konditionen, die möglicherweise weniger vorteilhaft sind, aufgrund der
kleineren Bestellmengen und Warenkorbgrösse. Dieser Unterschied spiegelt die
unterschiedlichen Anforderungen und die unterschiedliche Verhandlungsmacht der
Zielgruppen wider.
Hinsichtlich des Vertriebskanals setzt MR SWISS AG für den Verkauf an Privatkunden
vorwiegend auf den Online-Shop, über den diese ihre gewünschten Produkte beziehen
können. Durch einen Newsletter oder Erinnerungsmail werden die B2C-Kunden an die MR-
SWISS AG gebunden. Die B2C-Kunden haben somit die Möglichkeit, ihre Einkäufe
eigenständig zu tätigen und eine Bestellübersicht zu jederzeit abzurufen. Im Gegensatz dazu
werden die B2B-Kunden zusätzlich von Verkaufsberatern unterstützt und besucht. Diese
persönliche Betreuung ist wichtig, da B2B-Kunden oft spezifische Anforderungen haben und
massgeschneiderte Lösungen benötigen. Durch das Anbieten von Objektofferten binden sich
die Verkäufer über eine gesamte Baustelle den Kunde zu betreuen und so werden auch
Ressourcen intern anders eingesetzt. Durch eine grössere Menge erreicht man auch besser
Einkaufskonditionen, die man im B2C nur erreichen kann durch eine grosse Absatzmenge
an viele Käufer.
Ein weiterer Punkt, der zu beachten ist, betrifft das Einkaufsverhalten der Kunden. Sowohl
Privat- als auch Unternehmenskunden haben die Möglichkeit, entweder den Online-Shop
oder den Laden vor Ort in Wettingen zu nutzen, um ihre Produkte zu erwerben. Allerdings
haben die B2B-Kunden oft spezifischere Anforderungen, die eine persönliche Beratung
erfordern. Zudem tätigen sie häufig grössere Bestellmengen und geben regelmäßig
wiederkehrende Bestellungen auf. Ein B2C Kunde ist in der Regel schnell wieder bei der
Konkurrenz, da er das Produkt jetzt braucht und dringend. Es gibt aber auch tatsächlich
B2C-Kunden die mehrere Käufe im Jahr tätigen und uns auch vor Ort besuchen und zu
unseren langjährigen Kunden gehören.
Die Marketingstrategie wird im Unternehmen unterteilt in B2B- und B2C-Strategien. B2B-
Kunden erhalten spezifische Newsletter mit technischen Daten und weitere Produkte die Sie
interessieren könnten, während unsere B2C-Kunden mit Rabattcode und Bündelpakete
zurück auf unseren Shop gelockt werden.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die MR SWISS AG sowohl B2B- als auch
B2C-Kunden bedient. Die individuellen Konditionen, persönliche Betreuung und
massgeschneiderten Lösungen kommen den B2B-Kunden zugute, während die B2C-Kunden
von einem benutzerfreundlichen Online-Shop und einem Laden vor Ort profitieren können.
Die Berücksichtigung der unterschiedlichen Bedürfnisse und Anforderungen der Zielgruppen
ist entscheidend, um sowohl Privat- als auch Unternehmenskunden effektiv zu bedienen.