Leadership 2021 von Silke Kemnitz
«Leadership» ist in aller Munde. Aber ist Leadership 2021 lediglich die Übersetzung des deutschen Begriffes «Führung» oder gibt es sachliche Unterschiede? Und was hat es in dem Kontext mit dem Begriff «Management» auf sich? Verschiedene Quellen helfen bei der Einordnung der Begriffe weiter, dies aufgrund fehlender universeller Definitionen:
- Management:
Bedeutet betriebswirtschaftlich aus funktionaler Sicht die Führung der Unternehmung und umfasst Bestandteile wie Entwicklung sowie Erreichung von Unternehmensvisionen/-zielen, Aufbau geeigneter Organisationsstrukturen, die Aufrechterhaltung und Optimierung des Geschäftsbetriebes und das Führen von Mitarbeitenden.
Aus institutioneller Sicht ist Management auch das geschäftsführende Organ einer Organisation/Unternehmung und setzt sich zusammen aus geschäftsführenden – leitenden/führenden – Personen. - Führung:
Bedeutet «durch Interaktion vermittelte Ausrichtung des Handelns von Individuen und Gruppen auf die Verwirklichung vorgegebener Ziele; beinhaltet asymmetrische soziale Beziehungen der Über- und Unterordnung». «Führung wird allg. als psychologische und soziale Fähigkeit einer Person im Umgang mit Menschen betrachtet». (Quelle: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/fuehrung-33168). - Leadership (Führung):
Darunter verstanden werden «die menschen-, verhaltens-, eigenschafts-, interaktions- und/oder motivationsorientierten Aufgaben des Managements» (Quelle: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/leadership-54083).
Es ist jedoch so, dass diese Begrifflichkeiten wie auch deren Verständnis und Inhalte mehr oder weniger stetem Wandel unterliegen. Seien dies Führungsstile wie von Sascha Christen in seinem Blogbeitrag beschrieben, wie auch der Bedeutung von Leadership 2021.
Nach heutigem Verständnis bedeutet Leadership zwar Führung, jedoch ist eine Führungskraft nicht zwangsläufig ein Leader. Letztere geben nicht nur klassisch die Richtung vor, sondern verstehen es durch ihre Persönlichkeit – genannt seien Charisma und Sympathie – und ihre Fähigkeiten wie ihr Einfühlungs-, Begeisterungs- sowie Motivationsvermögen Mitarbeitenden Zukunftsvisionen aufzuzeigen und diese auf dem Weg zur Zielerreichung mitzureissen.
Während es bei Führung demgemäss um «harte» (betriebswirtschaftliche) Faktoren geht, geht es bei Leadership 2021 um «weiche» Erfolgsfaktoren, die sich wie folgt interpretieren lassen:
- Vision und Ziele
Vermittlung, wo die «Reise» hingehen soll, mit was unterwegs zu rechnen ist, was erreicht werden soll. - Motivation
Motivation von Mitarbeitenden, um eigenständiges Handeln und Denken anzuregen wie auch Selbstverantwortung. - Dienstleister sein
Sich als Dienstleister für Mitarbeitende/Team als Fachspezialisten verstehen, der den «Rücken» freihält, Wege ebnet und ein geeignetes Umfeld schafft. - Empathie
Sich in Menschen eindenken/einfühlen. In die «Schuhe» des Gegenübers schlüpfen. Fragen und Zuhören. - Kreativität
Mehrere Wege führen zum Ziel, daher auch mal andere, vielleicht unkonventionelle Wege beschreiten oder Dinge anders machen wie gehabt. - Anspruchsvoll sein
An Mitarbeitende Ansprüche stellen und Leistung/Einsatz etc. fordern, aber dies auch an sich selbst. Mit eigenem Handeln überzeugen, nicht durch «nur Reden». - Führung im Sinne Verantwortung übernehmen
Sich schützend vor Team/Mitarbeitende stellen und Verantwortung für das Handeln wie auch allfällige Fehler übernehmen. Nicht vor Anderen über Untergebene «herziehen». - Team Building
Das konstruktive Miteinander von Teammitgliedern zur Zielerreichung fördern. Im Team vermitteln, dass Jede(r) anders ist und u.U. andere Sichtweisen, Stärken wie auch Schwächen hat. Stärken hervorheben/fördern, Schwächen ignorieren oder konstruktiv angehen. «Spielregeln» vermitteln (konstruktive Kritik, Ich-Botschaften, aktives Zuhören, Tools wie das Zürcher Verhandlungsmodell einbringen). - Risiken auf sich nehmen
Unkonventionelle Wege beschreiten und auch mit Fehlern leben (und daraus lernen). - Verbesserung
Stets Verbesserungen aktiv angehen und seien sie noch so klein (Stichwort Kaizen), Situationen Revue passieren lassen und aus Fehlern lernen. Team/Mitarbeitende daran beteiligen.
Das Verhältnis von Führung und Leadership hat Antoine de Saint-Exupery in folgendem Zitat sinngemäss schön beschrieben: „Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ Wobei Führung unerlässlich ist, um das geeignetste Schiff speditiv zu bauen und in See stechen zu lassen.
Nur schon dieses Zitat zeigt auf, wie auch Leadership einem Wandel unterliegt: nicht nur Männer können Schiffe bauen, sondern auch Frauen (dies konnten sie in übertragenem Sinn zwar schon immer, nur fordern sie es jetzt zunehmend und zu Recht ein)! Und Junge wie auch Ältere, «Handwerkerinnen» wie auch «Denker», vereinfacht gesagt, Menschen aller Couleur.
Aber Jede und Jeder hat andere Bedürfnisse oder Besonderheiten – nur schon allein in der Kommunikation – mit denen sich Leader auseinandersetzen müssen. Dies, so sie ihrem Anspruch als Leader gerecht werden und auch wirklich alle Beteiligten ansprechen und mitreissen wollen. Genannt seien in diesem Zusammenhang Stichworte wie Diversity und Inclusion.
Je nach Grösse einer Organisation/einer Unternehmung sind beim Management jedoch nicht nur Führungs- oder Leadership-Qualitäten gefordert, sondern Beides. Kein einfaches Unterfangen, werden doch Führungs- und Leader-Rollen je nach Position/Hierarchiestufe häufig durch unterschiedliche Persönlichkeitstypen ausgefüllt, deren Verhaltenseigenschaften sich durchaus widersprechen können – Stichwort Narzissmus im Management. Insbesondere KMU’s mit flacheren Hierarchien stehen hinsichtlich Führung und Leadership vor grossen Herausforderungen: mit «harten» Skills müssen Führungspersönlichkeiten das Unternehmen in immer kürzerer Zeit und agiler an neue Gegebenheiten aufgrund Digitalisierung, Globalisierung oder Klimawandel anpassen – Stichwort Ambidextre Führung/Ambidextrie – und den daraus resultierenden Anforderungen und der Verunsicherung seitens Mitarbeiterschaft unter Einsatz ihrer Soft-Skills Rechnung tragen. Wohlbemerkt, dies unter Bewältigung des täglichen Geschäftsbetriebes.
Fazit zu Leadership 2021
- Als «Eierlegende Wollmilchsau» wird wohl selten eine Führungspersönlichkeit geboren, Führung ist somit erlernbar.
Wobei es zudem nicht DEN einen Führungsstil gibt, sondern der für sich selbst geeignete zu finden und ggf. situativ anzupassen ist. Und je umfangreicher der «Werkzeugkasten», desto besser. - Um eine Leaderin/ein Leader zu sein, bedarf es jedoch auch einer geeigneten Persönlichkeit, um motivierte Mitarbeitende auf eine erfolgreiche «Reise» mitzunehmen. Kein Mensch ist jedoch nur «schwarz» oder «weiss». Somit helfen Selbst- und Fremdreflexion auf dem Weg, Leadership-Qualitäten zu entwickeln oder zu optimieren.
Mit etwas Einfachem lässt sich sofort anfangen: Heute schon positive Wertschätzung zum Ausdruck gebracht? Das zaubert dem Gegenüber ein Lächeln ins Gesicht. - Leadership bedeutet Andere zu motivieren und dadurch zu Eigeninitiative und Mitdenken zu befähigen. «Teamplay» sozusagen und Lernen von Anderen.
- Auch eine Führungskraft ist nicht allwissend und auch nur ein Mensch (der sich in seiner Rolle besonderen Herausforderungen stellen muss). Etwas Toleranz und/oder konstruktives Feedback mit «Ich-Botschaften» zeugen von Einfühlungsvermögen und mindern allfälligen eigenen Frust.
- Je nach Situation sind unterschiedliche Persönlichkeiten gefragt und/oder es «menschelt» überall. «Nicht persönlich nehmen» kann daher nach eingehender Reflexion ein hilfreiches Paradigma sein.
- Zu wissen, dass Menschen dazu neigen, dem zu folgen, was sie sehen, denn dem, was sie hören und stets danach zu handeln, ist ebenfalls hilfreich und zeugt von Authentizität.
- Und zu guter Letzt, um mit den Worten des Inhabers und CEO der UPGREAT AG, Rinaldo Lieberherr, zu sprechen: «Man muss Menschen mögen».
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